... dieser Text (ist) erst wirklich verständlich,
wenn man ihn gelesen hat;
um ihn indessen mit Gewinn lesen zu können,
müßte man ihn verstehen.
(M.W., Zur Struktur lebender Systeme, 1982)

 

Anti Kwa-Rihad *

 

Vor einiger Zeit fragte eine gute, alte Bekannte, wes­halb sie keine meiner früheren Arbeiten un­ter meinen Web-Sei­ten finden könne. Nun, die Ant­wort war schlicht: die meisten der Texte, die sie im Sinn hatte, waren mit Kuge­lkopf- und Typenrad-Schreib­maschinen erstellt und her­nach mit Schere, Fixogum und Kopierer weiterverarbeitet worden. – Das sei doch heutzutage kein Problem mehr, ent­geg­nete sie, schließlich könne ich die Sachen doch ein­fach ein­scannen.

Eine zeitlang diskutierten wir noch hin und her, doch schließ­lich ließ ich mich breitschlagen; wa­rum auch nicht? Gleichwohl: Als ganz so ein­fach, wie sie ge­meint hatte, erwies sich das Scan­nen erwartungsgemäß nicht. Zu unterschiedlich sahen die Manuskripte oder Drucke aus, nicht nur in der For­ma­tierung, v.a. auch in der Schrift(-type) und der Qua­li­tät bzw. Abnutzung des jeweils ver­wen­de­ten Farb­bandes oder Kopierers. Und zuvor mußte ich ja auch erst noch die Manuskripte zusammensuchen und aus­wäh­len. Hin­ter­her dann die Gestaltung (For­ma­tie­rung, Her­vor­he­bungen usw. usf.).

Zunächst wollte ich die äußere Gestalt dem ur­sprüng­li­chen Erscheinungsbild möglichst weit angleichen. Doch das erwies sich recht bald als unsinniges Un­ter­fan­gen, zu unterschiedlich waren die früheren Pub­li­ka­tionen in Schrift und Layout, so daß sich hier (d.h. im Web) ein ziemliches Durch­einander in der Gestaltung ergeben hätte. Daher er­schei­nen hier nun (fast) alle Texte als PDF Datei in einem ein­heit­li­chen Zwei-Spalten-Layout; die unten jeweils an­ge­ge­be­nen Seitenzahlen beziehen sich auf diese PDF-Ver­sio­nen, nicht auf die Länge der ur­sprüng­li­chen Publi­ka­tion.

Während dieser (Nach-)Arbeiten zeigte sich ein noch an­derer Effekt. Es gibt eine ganze Rei­he von Wie­der­ho­lun­gen, manchmal im Ge­dankengang, nicht selten aber auch von ganzen Sätzen oder Passagen. Im we­sent­li­chen sind's zwei Gründe, die hierfür verantwortlich sind. Zum einen ge­ben die hier abrufbaren Texte meine Ma­nu­skrip­te wie­der, die von den jeweiligen Redaktionen zu­wei­len ge­kürzt oder umgestellt gedruckt wurden. Zum an­de­ren habe ich the­ma­tisch ähnliche Artikel häufig ver­schie­denen Pub­li­ka­tionen an­ge­bo­ten, um unter­schied­liche Leserkreise zu erreichen. Bei­des ge­mein­sam führte dazu, daß die damaligen Le­serIn­nen die­sen Dupli­zie­rungs-Effekt nicht be­merk­ten, der nun hier – in der Zusammenschau – sichtbar wird. Zu­gleich, übri­gens, zeigt dies recht anschaulich, wie auch frü­her (ohne PC) Text­ver­ar­beitung ziemlich ef­fi­zient angewandt werden konnte ;-))

Zwischendurch tauchte natürlich auch die Frage auf, wel­che Texte ich denn hier bereitstellen sollte. Von vorn­her­ein auszuscheiden waren alle Arbeiten, an de­nen ich meine Rechte explizit ab­ge­treten hatte (Buch-Übersetzungen, Auftrags-Ar­bei­ten, Beiträge zu For­schungs­projekten, Seminar-Kon­zeptionen etc.pp.); eben­falls wenig sinnvoll er­schien mir, Jahre alte Kurz-Kritiken von Büchern, Film- oder Theater-Auf­führungen wie­der­zu­geben, die seinerzeit ohne Na­mens­nen­nung in ir­gend­welchen Stadt- oder Szene-Blättern erschienen waren und heute kaum jemanden mehr in­ter­es­sieren dürften. Und schließlich sind auch all jene Texte unter den Tisch ge­fal­len, die in der einen oder anderen ver­bands­internen Pub­li­ka­tion er­schie­nen sind (wer daran in­ter­es­siert ist, möge sich in den ent­spre­chen­den Par­tei-, Ge­werk­schafts- und Zeit­schrif­ten-Ar­chi­ven mit Staub bedecken).

So kam dann die hier versammelte Auswahl von gut zwei Dutzend Texten zustande, über­wie­gend aus den Jahren zwischen 1980 und 1996. Eine genaue Datierung ist mit­unter gar nicht recht mög­lich, denn obgleich es Texte gibt, die aus einem ganz bestimmten Anlaß zu einem be­stimm­ten Datum entstanden, sind viele andere doch mehr Schnapp­schüs­se während der zum Teil mehrjährigen Be­schä­fti­gung mit einem Thema oder Fragen­kom­plex. Zu­dem überschneiden sich (schein­bar) un­ter­schied­liche Themen auch, so daß sich keine exakten Zeit/The­ma Relationen herstellen lassen. Daher will ich die Zeit-Kom­po­nente weit­ge­hend außer acht las­sen, wenn ich im folgenden die Texte kurz vor­stelle, und sie statt­des­sen grob thematisch ordnen.

Wer sich die Mühe – und das Vergnügen – macht, ein wenig herumzustöbern, wird (ne­ben den bereits er­wähnten Dupli­zie­run­gen) auch so manch be­mer­kens­werte Ab­wei­chung, Mo­di­fi­zie­rung oder Spe­zia­li­sie­rung von Ge­dan­ken finden, wie wohl auch den ei­nen oder an­de­ren über­ra­schen­den Querverweis. – Allen an­de­ren danke ich, daß sie's bis hierher geschafft haben!



! Huhuu, M.! Ich hoffe, Du bist nun zufrieden!



*)   Ver-Beugung vor dem neuen Rächt-Schrai-Punk!

 

Alte Texte

 

Historische Begebenheiten, in Sonderheit die Ver­fol­gung von Frauen durch die christlichen Kir­chen, bilden das über­greifende Thema einer Rei­he von Publikationen.
Machtgier und Geilheit zeugen den Wahn (1980; 6 S.) gibt an­ge­le­gent­lich eines seinerzeit wie­der­auf­ge­leg­ten Buches von Jules Michelet einen Über­blick über die Geschichte der Hexe.
Aus Anlaß einer entsprechenden Ausstellung be­han­delt ein schein in kopff und also ein fantasey (1981; 8 S.) das gleiche Thema.
Vom Blut der Gefallenen und dem Wein der Sieger (1981; 2 S.) berichtet B.Tuchmans dramatisches 14. Jahr­hundert.
Eine Eine Bildbetrachtung (1993; 2 S.) gibt Im­pres­sio­nen und Assoziationen zu Deutschland wie­der.

Um den Komplex demokratischer Rechte und bür­ger­li­cher Freiheit geht es in mehreren Ar­ti­keln.
Der Beitrag Grundrechte zur Disposition gestellt (1980; 6 S.) befaßt sich mit der Einrichtung von Hoch­si­cher­heits-Knästen und der Behandlung der dort ge­hal­te­nen sog. politischen Gefangenen.
Franz Joseph, hab' Dank für alles! (1980; 2 S.) be­schäf­tigt sich mit der linken Rezeption des da­ma­li­gen CSU/CDU Kanz­ler­kandidaten.
In Bomben und aufrechter Gang (1980; 2 S.) wird ein ge­wis­ses öffentliches Verhalten anläßlich eines Bom­ben­an­schla­ges wäh­rend des Münchners Ok­to­ber­festes kritisch beäugt, wäh­rend sich Pi­sto­len, Priester, Per­ver­sionen (1981; 2 S.) mit staat­lich ver­ord­neter Trauer an­läß­lich eines er­mor­de­ten Po­li­ti­kers auseinandersetzt.
Gewaltfreiheit als Symptom (1986; 3 S.) beschäftigt sich mit der Distanzierungswut und De­muts­ge­löb­nis­sen der west­deut­schen Un­ter­schrif­ten-Intelligenzija.
Ähnlich geht's in Gleichklang der Stimmen (1993; 4 S.) um die Reaktion der bundesdeutschen Öf­fent­lich­keit auf den Staats­streich des damaligen rus­si­schen Präsidenten Jelzin.

Die Betrachtung von Technik, ihrer Funktion in der Ge­sel­lschaft und den damals so genannten Neuen Me­dien zieht sich ebenfalls durch meh­re­re Artikel.
... es muß von Grund aus anders sein ... (1982; 5 S.) stellt Fre­de­ric Vesters Neuland des Denkens vor, seinen Weg vom techno­kratischen zum ky­ber­ne­ti­schen Zeitalter.
Um die Struktur lebender Systeme (1982; 84 S.) geht's in ei­ner Studienarbeit, einer Art Zusammen­schau von Biologie, Che­mie, Kybernetik, Neurologie, Philosopie, Psychologie, So­zio­lo­gie, Thermodynamik u.v.m.
In Wider die Deflorationstraumata (1982; 9 S.) wird u.a. die The­se von einer angeblich nötigen In­du­stria­li­sierung der Öko­lo­gie diskutiert.
Andere Ansichten braucht die Welt (1983; 8 S.) ver­sucht die (Ver-)Änderung überkommener Denk-Ge­wohn­hei­ten zu pro­ble­ma­ti­sieren.
Der Artikel Das Antlitz der Maschine (1983; 4 S.) dis­ku­tiert das Verhältnis von Ökonomie und Tech­no­lo­gie sowie ihrer Be­deu­tung für ge­sell­schaft­liche Ent­wick­lung.
In Kommunikation Mensch ./. Maschine (1985; 7 S.) werden ei­ni­ge Aspekte dieses damals noch recht neuen Phänomens vor­ge­stellt.

Eine vierte Gruppe von Texten ist nicht ganz so leicht zu schubladisieren, obgleich sich Begriffe wie bspw. Iden­ti­tät oder Wirklichkeit immer wie­der finden las­sen.
In Wider die Marginalisierung des Subjekts be­schäf­tige ich mich (1980; 19 S.) auf mehr ab­strak­te/theo­re­ti­sche Weise mit dem The­men­kom­plex In­di­vi­du­um/Individualität und Ob­jek­ti­vi­tät/Subjektivität. Ein Thema dies, das (1981; 13 S.) et­was ver­än­dert in Laßt tausend Kieselsteine blühen ... wie­der auf­ge­griffen wird.
Der Beitrag Ohnmacht und Trauer diskutiert (1981; 7 S.) an­ge­le­gent­lich einer Buchvorstellung die Rolle von Erziehung in der Sozialisation.
Und der Wanderer geht davon ... bietet (1980/1982; 35 S.) Fragmente einer Biographie, eine Art Ver­si­che­rung der eig­nen Genese.
Die Geschichte Individums und seiner Identität hin­ge­gen ver­sucht (1982; 8 S.) als Referat das Ent­ste­hen von In­di­vi­dua­li­tät und Subjektivität generell in der Geschichte des Men­schen nachzuzeichnen.
In Nachgetragenes und Aufgeschnapptes geht's (1982; 5 S.) um Zärtlichkeit und Macht anläßlich ei­ner gleich­na­mi­gen Tagung.

Der Tod des Herdentieres greift (1983; 102 S.) das The­ma Individuum/Individualität als Stu­dien­ar­beit wieder auf.
Gewissermaßen die akademisierte Fassung eines Jahr­buch-Beitrages stellt Der Imperialismus des Politischen (1984; 24 S.) dar, in dem es um die Selbst­hilfe-Bewegungen sowie deren Funktion und Perspektiven in Staat in Ge­sell­schaft geht.
Ganz ähnlich ist Entfremdung, unverständig befragt (1984; 22 S.) die v.a. um Literatur-Hinweise erweiterte Fassung eines Aufsatzes, der sich mit Gebrauch und Funktion des selt­sa­men Wortes Entfremdung be­schäf­tigt.
Der Beitrag Am Anfang war der Wille (1985; 5 S.) war Teil ei­ner Artikel-Serie, in der es um libertäre Theo­rie- und Ge­sell­schafts­kritik ging.

Nicht so recht in den Rahmen akademischer, phi­lo­so­phi­scher, essayistischer Texte schließ­lich paßt die Rei­se nach Perth, eine Er­zäh­lung (1996; 221 S.), die auf Erfahrungen und Er­leb­nis­sen eines mehrmonatigen Au­stra­lien-Au­fent­hal­tes ba­siert. – Vielleicht gefällt's ja der ei­nen oder dem an­dern.

Der finale Titel endlich ist ein Buch multilingualen Inhalts, in dem es um so ziemlich alles zwi­schen den Himmeln und der Erde geht. Das letzte Wort (2002, ~1.000 S.) bietet somit gleich­sam die Quintessenz aus mehreren Jahr­zehn­ten Le­bens­er­fah­rung. – Nach den Download-Zahlen zu ur­tei­len, scheint es unterdessen eine verblüffende Ver­brei­tung gefunden zu haben. Und soweit ich aus Re­ak­tio­nen von Le­serIn­nen erkennen konnte, erregte es wohl so manche Irri­ta­tion und mächtiges Staunen; ganz wie schon Aristoteles einst bemerkte: Der Be­ginn aller Wissenschaften ist das Er­stau­nen, daß die Dinge sind, wie sie sind. – Obzwar tau­send Sei­ten nun als ziemlich viel erscheinen könnten, mag ich doch ver­spre­chen, daß darinnen kein Wort zuviel ge­fun­den wird.