Anti Kwa-Rihad *
Vor einiger Zeit fragte eine gute, alte Bekannte, weshalb sie keine meiner früheren Arbeiten unter meinen Web-Seiten finden könne. Nun, die Antwort war schlicht: die meisten der Texte, die sie im Sinn hatte, waren mit Kugelkopf- und Typenrad-Schreibmaschinen erstellt und hernach mit Schere, Fixogum und Kopierer weiterverarbeitet worden. – Das sei doch heutzutage kein Problem mehr, entgegnete sie, schließlich könne ich die Sachen doch einfach einscannen.
Eine zeitlang diskutierten wir noch hin und her, doch schließlich ließ ich mich breitschlagen; warum auch nicht? Gleichwohl: Als ganz so einfach, wie sie gemeint hatte, erwies sich das Scannen erwartungsgemäß nicht. Zu unterschiedlich sahen die Manuskripte oder Drucke aus, nicht nur in der Formatierung, v.a. auch in der Schrift(-type) und der Qualität bzw. Abnutzung des jeweils verwendeten Farbbandes oder Kopierers. Und zuvor mußte ich ja auch erst noch die Manuskripte zusammensuchen und auswählen. Hinterher dann die Gestaltung (Formatierung, Hervorhebungen usw. usf.).
Zunächst wollte ich die äußere Gestalt dem ursprünglichen Erscheinungsbild möglichst weit angleichen. Doch das erwies sich recht bald als unsinniges Unterfangen, zu unterschiedlich waren die früheren Publikationen in Schrift und Layout, so daß sich hier (d.h. im Web) ein ziemliches Durcheinander in der Gestaltung ergeben hätte. Daher erscheinen hier nun (fast) alle Texte als PDF Datei in einem einheitlichen Zwei-Spalten-Layout; die unten jeweils angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf diese PDF-Versionen, nicht auf die Länge der ursprünglichen Publikation.
Während dieser (Nach-)Arbeiten zeigte sich ein noch anderer Effekt. Es gibt eine ganze Reihe von Wiederholungen, manchmal im Gedankengang, nicht selten aber auch von ganzen Sätzen oder Passagen. Im wesentlichen sind's zwei Gründe, die hierfür verantwortlich sind. Zum einen geben die hier abrufbaren Texte meine Manuskripte wieder, die von den jeweiligen Redaktionen zuweilen gekürzt oder umgestellt gedruckt wurden. Zum anderen habe ich thematisch ähnliche Artikel häufig verschiedenen Publikationen angeboten, um unterschiedliche Leserkreise zu erreichen. Beides gemeinsam führte dazu, daß die damaligen LeserInnen diesen Duplizierungs-Effekt nicht bemerkten, der nun hier – in der Zusammenschau – sichtbar wird. Zugleich, übrigens, zeigt dies recht anschaulich, wie auch früher
(ohne PC) Textverarbeitung ziemlich effizient angewandt werden konnte ;-))
Zwischendurch tauchte natürlich auch die Frage auf, welche Texte ich denn hier bereitstellen sollte. Von vornherein auszuscheiden waren alle Arbeiten, an denen ich meine Rechte explizit abgetreten hatte (Buch-Übersetzungen, Auftrags-Arbeiten, Beiträge zu Forschungsprojekten, Seminar-Konzeptionen etc.pp.); ebenfalls wenig sinnvoll erschien mir, Jahre alte Kurz-Kritiken von Büchern, Film- oder Theater-Aufführungen wiederzugeben, die seinerzeit ohne Namensnennung in irgendwelchen Stadt- oder Szene-Blättern erschienen waren und heute kaum jemanden mehr interessieren dürften. Und schließlich sind auch all jene Texte unter den Tisch
gefallen, die in der einen oder anderen verbandsinternen Publikation erschienen sind (wer daran interessiert ist, möge sich in den entsprechenden Partei-, Gewerkschafts- und Zeitschriften-Archiven mit Staub bedecken).
So kam dann die hier versammelte Auswahl von gut zwei Dutzend Texten zustande, überwiegend aus den Jahren zwischen 1980 und 1996. Eine genaue Datierung ist mitunter gar nicht recht möglich, denn obgleich es Texte gibt, die aus einem ganz bestimmten Anlaß zu einem bestimmten Datum entstanden, sind viele andere doch mehr Schnappschüsse während der zum Teil mehrjährigen Beschäftigung mit einem Thema oder Fragenkomplex. Zudem überschneiden sich (scheinbar) unterschiedliche Themen auch, so daß sich keine exakten Zeit/Thema Relationen herstellen lassen. Daher will ich die Zeit-Komponente weitgehend außer acht lassen, wenn ich im folgenden die Texte kurz vorstelle, und sie stattdessen grob thematisch ordnen.
Wer sich die Mühe – und das Vergnügen – macht, ein wenig herumzustöbern, wird (neben den bereits erwähnten Duplizierungen) auch so manch bemerkenswerte Abweichung, Modifizierung oder Spezialisierung von Gedanken finden, wie wohl auch den einen oder anderen überraschenden Querverweis. – Allen anderen danke ich, daß sie's bis hierher geschafft haben!
! Huhuu, M.! Ich hoffe, Du bist nun zufrieden!
*) Ver-Beugung vor dem neuen Rächt-Schrai-Punk!
Alte Texte
Historische Begebenheiten, in Sonderheit die Verfolgung von Frauen durch die christlichen Kirchen, bilden das übergreifende Thema einer Reihe von Publikationen.
Machtgier und Geilheit zeugen den Wahn (1980; 6 S.) gibt angelegentlich eines seinerzeit wiederaufgelegten Buches von Jules Michelet einen Überblick über die Geschichte der Hexe.
Aus Anlaß einer entsprechenden Ausstellung behandelt ein schein in kopff und also ein fantasey (1981; 8 S.) das gleiche Thema.
Vom Blut der Gefallenen und dem Wein der Sieger (1981; 2 S.) berichtet B.Tuchmans dramatisches 14. Jahrhundert.
Eine Eine Bildbetrachtung (1993; 2 S.) gibt Impressionen und Assoziationen zu Deutschland wieder.
Um den Komplex demokratischer Rechte und bürgerlicher Freiheit geht es in mehreren Artikeln.
Der Beitrag Grundrechte zur Disposition gestellt (1980; 6 S.) befaßt sich mit der Einrichtung von Hochsicherheits-Knästen und der Behandlung der dort gehaltenen sog. politischen Gefangenen
.
Franz Joseph, hab' Dank für alles! (1980; 2 S.) beschäftigt sich mit der linken Rezeption des damaligen CSU/CDU Kanzlerkandidaten.
In Bomben und aufrechter Gang (1980; 2 S.) wird ein gewisses öffentliches Verhalten anläßlich eines Bombenanschlages während des Münchners Oktoberfestes kritisch beäugt, während sich Pistolen, Priester, Perversionen (1981; 2 S.) mit staatlich verordneter Trauer anläßlich eines ermordeten Politikers auseinandersetzt.
Gewaltfreiheit als Symptom (1986; 3 S.) beschäftigt sich mit der Distanzierungswut und Demutsgelöbnissen der westdeutschen Unterschriften-Intelligenzija.
Ähnlich geht's in Gleichklang der Stimmen (1993; 4 S.) um die Reaktion der bundesdeutschen Öffentlichkeit auf den Staatsstreich des damaligen russischen Präsidenten Jelzin.
Die Betrachtung von Technik
, ihrer Funktion in der Gesellschaft und den damals so genannten Neuen Medien
zieht sich ebenfalls durch mehrere Artikel.
... es muß von Grund aus anders sein ... (1982; 5 S.) stellt Frederic Vesters Neuland des Denkens
vor, seinen Weg vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter
.
Um die Struktur lebender Systeme (1982; 84 S.) geht's in einer Studienarbeit, einer Art Zusammenschau von Biologie, Chemie, Kybernetik, Neurologie, Philosopie, Psychologie, Soziologie, Thermodynamik u.v.m.
In Wider die Deflorationstraumata (1982; 9 S.) wird u.a. die These von einer angeblich nötigen Industrialisierung der Ökologie
diskutiert.
Andere Ansichten braucht die Welt (1983; 8 S.) versucht die (Ver-)Änderung überkommener Denk-Gewohnheiten zu problematisieren.
Der Artikel Das Antlitz der Maschine (1983; 4 S.) diskutiert das Verhältnis von Ökonomie und Technologie sowie ihrer Bedeutung für gesellschaftliche Entwicklung.
In Kommunikation Mensch ./. Maschine (1985; 7 S.) werden einige Aspekte dieses damals noch recht neuen Phänomens vorgestellt.
Eine vierte Gruppe von Texten ist nicht ganz so leicht zu schubladisieren, obgleich sich Begriffe wie bspw. Identität
oder Wirklichkeit
immer wieder finden lassen.
In Wider die Marginalisierung des Subjekts beschäftige ich mich (1980; 19 S.) auf mehr abstrakte/theoretische Weise mit dem Themenkomplex Individuum/Individualität und Objektivität/Subjektivität. Ein Thema dies, das (1981; 13 S.) etwas verändert in Laßt tausend Kieselsteine blühen ... wieder aufgegriffen wird.
Der Beitrag Ohnmacht und Trauer diskutiert (1981; 7 S.) angelegentlich einer Buchvorstellung die Rolle von Erziehung in der Sozialisation.
Und der Wanderer geht davon ... bietet (1980/1982; 35 S.) Fragmente einer Biographie
, eine Art Versicherung der eignen Genese.
Die Geschichte Individums und seiner Identität hingegen versucht (1982; 8 S.) als Referat das Entstehen von Individualität und Subjektivität generell in der Geschichte des Menschen nachzuzeichnen.
In Nachgetragenes und Aufgeschnapptes geht's (1982; 5 S.) um Zärtlichkeit und Macht anläßlich einer gleichnamigen Tagung.
Der Tod des Herdentieres greift (1983; 102 S.) das Thema Individuum/Individualität als Studienarbeit wieder auf.
Gewissermaßen die akademisierte
Fassung eines Jahrbuch-Beitrages stellt Der Imperialismus des Politischen (1984; 24 S.) dar, in dem es um die Selbsthilfe-Bewegungen sowie deren Funktion und Perspektiven in Staat in Gesellschaft geht.
Ganz ähnlich ist Entfremdung, unverständig befragt (1984; 22 S.) die v.a. um Literatur-Hinweise erweiterte Fassung eines Aufsatzes, der sich mit Gebrauch und Funktion des seltsamen Wortes Entfremdung
beschäftigt.
Der Beitrag Am Anfang war der Wille (1985; 5 S.) war Teil einer Artikel-Serie, in der es um libertäre Theorie- und Gesellschaftskritik ging.
Nicht so recht in den Rahmen
akademischer, philosophischer, essayistischer Texte schließlich paßt die Reise nach Perth, eine Erzählung (1996; 221 S.), die auf Erfahrungen und Erlebnissen eines mehrmonatigen Australien-Aufenthaltes basiert. – Vielleicht gefällt's ja der einen oder dem andern.
Der finale Titel endlich ist ein Buch multilingualen Inhalts, in dem es um so ziemlich alles zwischen den Himmeln und der Erde geht. Das letzte Wort (2002, ~1.000 S.) bietet somit gleichsam die Quintessenz aus mehreren Jahrzehnten Lebenserfahrung. – Nach den Download-Zahlen zu urteilen, scheint es unterdessen eine verblüffende Verbreitung gefunden zu haben. Und soweit ich aus Reaktionen von LeserInnen erkennen konnte, erregte es wohl so manche Irritation und mächtiges Staunen; ganz wie schon Aristoteles einst bemerkte: Der Beginn aller Wissenschaften ist das Erstaunen, daß die Dinge sind, wie sie sind.
– Obzwar tausend Seiten nun als ziemlich viel erscheinen könnten, mag ich doch versprechen, daß darinnen kein Wort zuviel gefunden wird.